Sirenengesang II


Liebster Herbert, manchmal träume

Ich entschlossen vor mich hin:

Dass ich Herrenwäsche säume,

Dass sich mir die Kellerräume

Deines Daseins öffnen mögen,

Dass wir dort zusammenzögen

Wie die Siebenschläferpärchen

In den alten Liebesmärchen,

Dass ein Kellereckchen heimelt,

Dass sich ein Gedichtchen reimelt,

Und du liest die lieben Zeilen,

Und du musst dich nicht beeilen,

Kannst in Ruhe mich bedichten

Und derweil die Dinge richten,

Die da noch zu richten wären,

Wenn wir uns im Ungefähren

Nackt und unsichtbar verlören,

Ach, ich will es nicht beschwören,

Doch, ich ahn’ es, das Verpackte

Schön ist‘s, schöner ist das Nackte,

Denn ich sah sie in Gedanken

Oft in Nacktheit: deine schlanken

Herrenbeine neben meinen

Und mit meinen sich vereinen,

Herbert, pst! Das leicht Gesagte

Ist das besser nie Gewagte,

Weil: Mein Vater will den Fritz,

Der zwar schon den Alterssitz

Eingenommen hat, jedoch

Pfeift er auf dem letzten Loch.

Wenn er mir auch nicht gefällt,

Sitzt der Fritz doch auf dem Geld,

Und ich könnt ihn bald begraben

Und so die Millionen haben …


… du nimmst unterdessen dir

die dicke Liese,

Denkst an mich, Geliebter,

und entjungferst diese.