An Hermes


Schöner Gott, ich weiß, du fliegst da oben,

Und du hast mich im Visier,

Und du hältst mich für vollkommen,

Insoferne gleich ich dir.

 

Du, wenn ich mich morgens selber sehe

Auf dem Dachbalkone nackt,

Rückgespiegelt in der Glastür,

Ganz in Frühling eingepackt,

 

Du, dann bin ich einfach so vollkommen,

Immer morgens um halb acht.

Fünf nach neun ist alles anders,

Weil: Dann steh ich überdacht


Nackt auf einer Leopardendecke

Im Museum als Modell,

Und ein Seufzer löst sich leise,

Und mein Lächeln endet schnell,

 

Dort betrachten mich die Aushilfsgötter,

Und sie zeichnen mich als Akt,

Und, ich ahne es, am Himmel

Hast du SOS geflaggt.

 

Keine Panik, schöner Gott, schon morgen

Wogend wieder auf dem Dach

Steh ich, dreh mich für uns beide,

Und ich hör dein fernes: «Ach!»